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atlas. axis. eine subtile kommunikation

 

Ich nähere mich jedem Projekt, indem ich interdisziplinäre Projekte fokussiere und Sichtweisen der Kultur- und Sozialanthropologie, aber auch medizinische Aspekte integriere. Als bildende Künstlerin, die weiters über den Kontext hinaus den Wechsel von 2- zur 3-Dimensionalität fokussiert, war es für mich ein Anliegen, Atlas und Axis, die ersten beiden Halswirbel, großformatig zu realisieren und zu abstrahieren – diese zwei Elemente als Einzelelemente in einer veränderten Position und Perspektive aufzustellen. Besonders begeistert bin ich von der wunderbaren Vielfältigkeit der Form der Axis, des zweiten Halswirbels, der aussieht, wie eine betende Figur, wie ein Herz, wie eine Gebärmutter und von der notwendigen Verschiedenartigkeit von Atlas und Axis als Voraussetzung für ihr Zusammenwirken.

Atlas und Axis – immer unterschiedlich und individuell – sind Identitätsmerkmale, genau wie unser Fingerabdruck, unsere Iris, unsere Ellbogen, unsere Zungen.

Das Projekt atlas. axis. eine subtile kommunikation zeigt demnach nicht allein auf, dass zwei Einzelelemente nur in einer subtilen Kommunikation miteinander ein funktionierendes System ermöglichen, sondern rückt den Tastsinn und das haptische System als eine Möglichkeit ästhetischer Wahrnehmung ins Zentrum. Die beiden Skulpturen laden zur optischen und haptischen Auseinandersetzung ein: Sie können von allen Seiten aus unmittelbarer Nähe betrachtet und auch berührt werden. Es wird die verwundbarste Stelle unseres Seins im öffentlichen Raum offengelegt. Wie gehen wir damit um?

Die Installation atlas. axis. eine subtile kommunikation ist als interaktives Projekt konzipiert, das BesucherInnen zu vielseitigem Perspektivenwechsel einlädt. Sie soll zur Metapher für das faszinierende Fremde/Unbekannte werden, zur Metapher für die Notwendigkeit der Kommunikation zweier Einzelelemente. Nur eine solche Verbindung gewährleistet das Funktionieren des gesamten Systems. Eine kleine Verrückung kann den Organismus schwächen oder zu einer Unterversorgung und damit zu einem Zusammenbruch führen. Die Skulpturen stehen als Metapher für unser soziales Sein, die Verbindung Atlas-Axis dient als Symbol der Kommunikation – in weltlichem und spirituellem Sinn, als enorme Symbolkraft für ein gemeinsames Miteinander, es geht um die Andersartigkeit, um die Notwendigkeit Unterschiede anzunehmen und sie als Bereicherung zu empfinden.

Nur in einem Miteinander – einem sich gegenseitig respektierenden Miteinander – kann unser Gesellschaftssystem funktionieren, kann aus einer Kooperation, einer Kombination, etwas Eigenes entstehen.
Die Installation soll idealerweise an mehreren Orten der Erde stattfinden und die gewünschte interkulturelle Auseinandersetzung initiieren.

Die Wirbelkörper symbolisieren für mich das Innerste jedes einzelnen, ein Tor zwischen Kulturen, die Kommunikation miteinander. Sie sind Schnittstellen, die über Leben und Tod entscheiden und bestimmen, ob ein Funktionieren des gesamten Organismus gewährleistet ist. Die Skulpturen fungieren als Impulsgeber für eine Auseinandersetzung mit unserem Körper sowie unserer Gesellschaft. Sie können zu Diskussionen anregen und Gefühle wachrufen. Bei meinen vorangegangenen Projekten stellte ich oft fest, dass insbesondere Themen wie „das Eigene“, „der eigene Körper“ sehr rasch einen spannenden – oft auch emotionalen – Diskurs in Gang bringen.

Es werden Fragen aufgeworfen:

– auf metaphorischer Ebene –

  • Wie gehen wir miteinander um?
  • Wie subtil ist unsere Verbindung?
  • Wie schnell kann die Situation kippen?
  • Wie können wir am besten erkennen, dass es einer Vielfältigkeit bedarf?
  • Erkennen wir das Fremde in uns?
  • Wie wichtig sind manche Dinge, die wir nicht sehen oder erklären können, die aber unser Leben bestimmen?

– auf der Sinnesebene –

  • Wie nehmen wir taktile Kunst wahr?
  • Können Kunstwerke auch ohne direkten physischen Kontakt zum Betrachter dessen Tastsinn ansprechen?
  • Die überdimensionale Größe der Wirbelkörper und der Perspektivenwechsel initiieren neue Denkprozesse, wobei der sinnlichen Wahrnehmung und Rezeption genügend Platz eingeräumt wird.